1336

TRAUM-A- LAND E.V.
- Verein zur Entwicklung Alternativer Lebensformen
 in der Provinz Franken –

 

BAUERNKRIEGS-LANDSCHAFT TAUBER-FRANKEN

SPURENSICHERUNGSPROJEKTE UND VERÖFFENTLICHUNGEN

 

 

1336 König Armleder / Ritter Arnold von Uissigheim

In Uissigheim treffen wir auf den Ritter Arnold, dem "König Armleder". Wir haben hier eine bäuerliche Aufstandsbewegung in Tauber-Franken vor uns, die im Jahre 1336 zum Mittel des Judenpogroms griff. Es gibt eine - traurige, schwierige - Beziehung zwischen bäuerlichen Aufständen und Judenverfolgungen in Tauber-Franken. Daß es 1476 (Pfeifer von Niklashausen) und 1525 (Bauernkrieg) nicht zu Judenverfolgungen kam, ist wohl auch bzw. besonders auf den aufgrund der vorherigen Pogrome stark gesunkenen jüdischen Bevölkerungsanteil zurückzuführen. Auch hatten die meisten Juden die Städte verlassen und sich in den Dörfern angesiedelt (Vgl. auch Günther Franz, Der deutsche Bauernkrieg, 1938 unter Rothenburg).

Ritter Arnold der Jüngere von Uissigheim stand in Rothenburg mit anderen Adligen wegen unbezahlter Schulden bei Juden vor Gericht. Im Zuge dieser Verhandlung behauptete der Ritter Arnold, daß Juden den Leib Christi verspotteten. Dies war der Anlaß für die Judenverfolgungen. Die eigentlichen Ursachen lagen in der Verschuldung des Niederadels und von (klein)bäuerlichen Familien bei jüdischen Geldgebern: Juden in Mergentheim, Aub, Kitzingen und Weikersheim wurden erschlagen. Mehrmals wurde Tauberbischofsheim vom Armlederhaufen mit 3000 Mann bestürmt. Ein Würzburger Bürgeraufgebot überwältigte bei Kleinochsenfurt den Armlederhaufen. Dabei geriet der "König Armleder" in Gefangenschaft und wurde dem Zentgericht Kitzingen zur Aburteilung übergeben. Nicht wegen der Judenmorde wurde er angeklagt, sondern weil er unter einem Vorwand im Auftrag des Kaisers von reichen Juden und Christen Gelder erpreßt habe. Sein Grabmal in Uissigheim wurde über Jahrhunderte hinweg von Blut-Wallfahrern nach Walldürn besucht.

Der Uissigheimer Ritter Arnold, der "König Armleder", war ein König der Armen. Sein eigener Aufzug, sein Lederarmschutz statt metallener Rüstung, sein Name verdeutlicht den Armutsbezug. Auch der Pfeifer von Niklashausen predigte später Gleichheit im Namen der Armut. Gerade im Taubertal mit seiner Weinanbau-Monokultur gab es viele Häcker, landlos und mittellos, aber auch viele Kleinbauern, die wegen Verschuldung auf den Status von Häckern herabsanken. Häcker und Weinbauern waren vielfach bei Juden verschuldet, da sie nur einmal im Jahr, im Herbst ein größeres Einkommen hatten und die Zeit bis dahin mit Krediten zu überbrücken versuchten. Bei Mißernten oder sinkenden Preisen für Löhne und den Wein kamen sie in eine sehr bedrohliche Lage. Auch im Bauernkrieg, der u. a. auch ein Weinbauernkrieg, ein Häckerkrieg, also ein Krieg von Armen, Land- und Besitzlosen, war, kehren diese Ursachen, Gründe, Motivationen wieder. 

Die Häcker waren schon immer der unruhigste Teil in der tauberfränkischen Bevölkerung. Sie wohnten in den dicht besiedelten Taubertaler Kleinstädten oder in den Weinbaudörfern, die selber fast kleine Städte waren. Dennoch fehlte den Häckern der Status eines Städters, da sie auf dem Land arbeiteten, in der Gestaltung der Stadtpolitik keine Mitspracherechte hatten. Ein Aufstand war für sie auch immer eine Art Karneval.

Ein Aufstand brachte starke wirtschaftliche Umschichtungen auf dem Land mit sich. Beispielsweise zahlten die Bauernhaufen 1525 Löhne an die von den Städten und Dörfern abgeordneten Mitglieder der Fähnlein. Deshalb hofften viele Häcker, der Aufstand werde es ihnen ermöglichen, ihrer Armut zu entfliehen. Aus den Vermögensinventaren, die beispielsweise zur Begleichung der im Bauernkrieg 1525 aufgetretenen Schäden aufgestellt wurden, läßt sich die Armut der Häcker konkret ablesen. Aus solchen Quellenlagen schält sich ein Bild der Taubertaler Häcker heraus: Besitzlos, einflußlos, gesellschaftlich isoliert, unzufrieden - ein typisches Ursachenbündel um bei einem Aufstand sich mit einem Schlage aus der eigenen Notsituation befreien wollen zu können.

In Tauber-Franken sind sehr früh Juden ansässig gewesen, in manchen Dörfern und Städten mit einem hohen Prozentanteil an der Bevölkerung. Pogrome, Ausschreitungen, Schikanen, Verdächtigungen gegenüber den Juden sind über die Jahrhunderte Kennzeichen der Beziehungen. Die Herrschaften hatten zum Teil erdrückende Schuldenlasten bei den Juden, was hinter Pogromen immer auch wirtschaftliche Interessen der Entschuldung erkennbar macht. Die Weinhäcker verpfändeten ihren Weinherbst an Juden und gerieten bei Mißernten in bedrohliche Finanzabhängigkeiten. Dazu kommt, daß die reicheren Stadtbürger die Finanz- und Geldfunktion der Juden übernehmen wollten (siehe z. B. die Laudaer und Grünsfelder Stadtgeschichten von Anton Schreck und Elmar Weiß; die dortige Bürgerschaft hat immer darauf gedrängt, die Juden aus diesen Städten zu vertreiben. Der Laudaer Amtskeller weist Anfang April 1525 bei seiner Aufzählung der erbrachten würzburgischen Verdienste die aufstandswilligen Bürger darauf hin, daß der Würzburger Bischof die Stadt Lauda immer "judenfrei" gehalten habe.). In den NS-Jahren vermischt sich gleichfalls die Vertreibung der Juden mit den wirtschaftlichen Interessen des - damals in der Krise befindlichen - kleinstädtischen Mittelstandes, in den Besitz der jüdischen Betriebe und Ladengeschäfte zu kommen.

Der Ritter Arnold von Uissigheim blieb bei den armen Leuten in der Region und weit darüber hinaus auch nach seinem gewaltsamen Tode durch das Hinrichtungsschwert in Erinnerung. Erst Umbettungen machten der Wallfahrtstradition ein Ende, auf dem Weg nach Walldürn die Grabstätte des Ritters zu besuchen. Gebräuchlich dagegen blieb, am Stein der Grabplatte Sand abzuwetzen, um diesen bei der Fütterung der Tiere dem Heu zuzusetzen. Auch bei der heutigen Kirche von Niklashausen finden sich noch solche Wetzspuren (Vgl. Niklashausen): "Tatsache ist, daß der Tote bis ins 18. Jahrhundert in der ganzen Gegend als Wundertätiger verehrt wurde. Das Grab befand sich früher inmitten der alten Kirche. 1641 wurde das Grab geöffnet. Es war noch nicht gemauert, sondern nur in die Erde gegraben. Man fand darin türkische Fesseln, compedes Turicas, und wenige Gebeine, ein Beweis, daß die Leiche schon früher erhoben worden war. Der von 1691 bis 1696 hier amtierende Pfarrer Pater Josephus Hartmann, später Abt von Bronnbach, ließ den Stein aufheben und an die Epistelseite versetzen, weil er bei Prozessionen hinderte. Dabei gingen die heute fehlenden Stücke, die 1639 gelegentlich einer Reparatur der Kirche durch einen herabfallenden Balken abgeschlagen worden waren, verloren. Unterhalb des Grabsteines befand sich bis 1757 der 'Arnolds-Kasten', in den die Bauern von ihren Früchten opferten, um von ihrem Vieh Seuchen und andere Krankheiten abzuwenden. In der Kirchenrechnung von 1692 lesen wir unter den Einnahmen: 'Dem Beato Arnold ist 1 fl. 20 x geopfert worden.'

Die dargebrachten Gaben flossen also dem Kirchenfond zu. Hauptsächlich von Wallfahrern, die alljährlich auf dem Wege nach Walldürn hier durchzogen, ist bezeugt, daß sie vom Grabstein Sand abschabten, um ihn in Krankheitsfällen dem Vieh einzugeben. Auch schlug man vom Grabstein kleine Plättchen ab, um sie jungen, ungewöhnten Ochsen ins Joch zu stecken, damit sie leichter zu gewöhnen seien. Alle diese Bräuche, wie die Verehrung überhaupt, hörten auf, als Pfarrer Pater Anselm Ries 1730 in dem Grab, in dem der tote Ritter gelegen hatte, beigesetzt worden war." (Helmuth Lauf, Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte, Uissigheim 1966) Die Gestaltung des Grabsteines wurde wiederum Anlaß zu weitergehenden Mystifizierungen. Als die Schrift nicht mehr lesbar war und auch die Grabsteinsdarstellungen neu dekodiert wurde, entstand die Legende vom seligen Ritter Arnold, der von Juden ermordet worden sei. Der dunkle Anstrich des Grabsteines ordnete dem Ritter zusätzlich den mystischen Begriff "der Schwarze Mann" zu. Weiter trug zur Legendenbildung bei, daß angeblich Juden den Uissigheimer Ortsetter nicht betreten würden. Beim Gang von Külsheim nach Gamburg würden sie lieber auf dem "Judenpfad" den Ort umgehen: "Leider ist heute die Inschrift um den Grabstein herum nicht mehr ganz erhalten. Wie schon erwähnt, wurde sie bei Renovierungsarbeiten gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch einen herabstürzenden Balken verstümmelt und Teile von ihr abgeschlagen. Der Jesuit Gamans, der kurz nach 1641 Uissigheim besuchte, gibt die Inschrift folgender maßen wieder: 'anno domini 1336 subiit gladio beatus Arnoldus iuvenis miles de Ussinke XVIII K. 1 December': Im Jahre des Herrn 1336 starb durch das Schwert der selige Jüngling Arnold, Ritter von Uissigheim, am 14. November. Der Ritter wurde also mit einem Schwert enthauptet. Die bildliche Darstellung läßt sich mit der geschichtlichen in Einklang bringen. Die Haltung des Ritters spricht nicht für Mord. Die kleine Nebengestalt deutet auf den Scharfrichter hin, der am Gurt sein Schwert mit sich führt. Daß der Ritter mit dem eigenen Schwert enthauptet wurde, wie die beigegebene leere Scheide zeigt, ist durchaus möglich und als besondere Vergünstigung anzusehen, ebenso wie die Bestattung in geweihter Erde. Der anschließende Wunderglaube spricht ebenfalls für eine Hinrichtung und nicht für Mord. Enthauptung galt als ehrlicher Tod. Sie wurde früher als geheiligtes Sühneopfer aufgefaßt. Dem Hingerichteten wurden besondere Kräfte beigemessen, teils durch die Größe des Opfers, teils aus dem Gedanken, daß seine Lebenskraft noch nicht aufgebraucht war. Die Inschrift bestätigt diese Auffassung. 'Beatus' kann schwerlich einer genannt werden, der unvorbereitet durch einen Mord aus dem Leben scheidet. 'Iuvenis', in jungen Jahren, bezeugt die unverbrauchte Lebenskraft und 'subiit gladio', gestorben durch das Schwert, kann für Mord nicht stehen. Der Inschriftwortlaut setzt also deutlich die Verehrung des Toten schon voraus. Auch das ganze Grabmal wird nur durch sie verständlich: bevorzugter Standort in der Kirche, außergewöhnlicher Aufwand, Darstellung des Besonderen an diesem Tod.

Die Sage vom Mord durch die Juden entstand zu einer späteren Zeit, als man die Darstellung nicht mehr verstand und sie neu zu deuten versuchte. Anlaß könnten dazu gewesen sein die 'Geld'-Tasche der kleinen Gestalt auf dem Grabstein links, dazu die gefesselten Hände des Ritters und die bekannte Scheu der Juden vor Uissigheim, das sie in weitem Bogen auf dem Judenpfad umgingen, wenn sie von Külsheim nach Gamburg wollten.

Bei diesem Ritter Arnold, der im Volksmund auch der 'selige Arnold' oder der 'schwarze Mann', der Grabstein ist aus Sandstein, der mit dunkler Farbe bestrichen war, genannt war, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Arnold III. von Uissigheim." (Helmuth Lauf, Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte, Uissigheim 1966)

Aus einem Versuch einer ersten Geschichtsschreibung des Ortes Uissigheim haben wir einen weiteren historischen Beschreibungs- und Deutungsversuch der Grabplatte des Ritter Arnolds: "Am unteren Teil der kleinen Figur, die mit einem langen, weiten Gewande bekleidet ist, erkennt man eine Geldtasche, welche auf die Ermordung durch die Juden schließen läßt. Das Fehlen des Schwertes in der rechts unten schwebend angebrachten Scheide deutet darauf hin, daß das Schwert, welches die kleine Figur hält, als das des Ritters zu betrachten ist, dieser also mit der eigenen Waffe umgebracht worden ist. Der Ritter zeigt ein jugendliches, von dichten Locken umrahmtes, bartloses Antlitz, mit ernstem, aber keineswegs schmerzlichem Ausdruck; das Schwert ist noch nicht eingedrungen. Die gerade am Gelenke sehr beschädigten Hände waren offenbar gefesselt; ein Stück Riemen hängt hinten herab. Das Wappen, Schild mit Helm und Helmzier, ist eigentümlich angebracht. Links oben neben dem Haupte ist der in zwei Felder geteilte, gestreifte Schild, während der Helm mit den zwei Schwanenhälsen aus Mangel an Platz quergelegt und wie eine Unterlage für das Kissen benützt erscheint. Dasselbe Wappen, schräg stehender Schild und darüber Helm mit zwei Schwanenhälsen, ist in die Wand des südlichen Seitenschiffes der Bronnbacher Kirche eingemauert. Eben daselbst liegt im östlichen Kreuzgang ein zerbrochener Grabstein mit dem Rest desselben Wappens am Boden. Die Arbeit an dem hiesigen Grabstein ist im ganzen etwas steif und unbeholfen ausgeführt; am meisten stört der unförmliche Hals. Das Gesicht ist dagegen nicht ohne individuelles Leben, obwohl das Haar in stilisierten Wellen wie ein Polster darunter liegt. In üblicher Weise sind die Falten des Gewandes der liegend gedachten Figur im Sinne einer stehenden, mit senkrechtem Fall, dabei gut und natürlich angeordnet. Die Füße haben nach Gamans auf einem Löwen geruht." (Dekan Werr: Geschichte des Pfarrdorfes Uissigheim, Tauberbischofsheim 1910)

Anhand dieser unterschiedlicher Deutungen ist ablesbar, daß es bei der Dekodierung der Zeichenkonnotationen und -denotationen differente Distinktionsfähigkeiten gibt, abhängig vom eigenem Wissen, vom Zeitgeist, vom Geschlecht usw.. Interpretationen haben ihre eigenen Sichtvektoren, kulturellen Hegemonien und Verfallszeiten. Weist die eine Interpretation auf Ermordung des Ritters durch Juden, erklärt die andere - richtigerweise - den Tod des Ritters als verursacht durch eine von einem Gericht verhängte Hinrichtung. An diesen unterschiedlichen De-Codifizierungen ist auch ein sehr Problematisches der Heimatgeschichte demonstrierbar. Sehr viele katholische Pfarrer unserer Region betrieben bzw. betreiben die Ortschronik ihrer Gemeinde. Im Zusammenhang mit den Pogromen gegen Juden fällt auf, daß einige von ihnen allzu leichtfertig den Juden die Schuld, eine Mitschuld, einen Anlaßgrund, bei den Pogromen zuschieben, aufbürden bzw. auferlegt haben.

Insbesondere bei der Interpretation der "Blutenden Hostien" neig(t)en sie dazu, die Rotverfärbung der Hostie hinter dem Glasfenster der Monstranz nicht als chemische Oxidation, verursacht wegen unterschiedlich klimatischen Bedingungen (Kirche, Prozessionen) und wechselnden Lichtverhältnissen, sondern sie als tatsächlichen Hostienfrevel zu deuten. Dieses Motiv kehrt bei den Pogromen beispielsweise in Röttingen und Lauda wieder. Dort war eine Tafel angebracht, die behauptete, "der Jude habe sich von einer Frau die Hostie aus der Kirche mitbringen lassen, habe die Hostie mit einem Messer durchstochen; als sie plötzlich blutete, habe er sie im Tüchlein der Frau hinter seinem Haus vergraben; dort habe man sie durch Lichtschein entdeckt ...". Die "blutende Hostie" wurde als angeblicher Hostienfrevel, als angeblicher Diebstahl, als ein angebliches Durchstechen der Hostie durch Juden, zum Anlaß für Judenpogrome genommen. "Nun ist der Hostienfrevel durch den Juden schon im Jahr 1628 als alte Überlieferung in der Kapelle geschildert worden, ja sogar die Ablaßbulle vom Jahr 1300 nennt diese Kapelle 'die Kapelle, wo der Leib des Herrn gefunden worden ist'. Damit ist die spätere Erzählung über den Hostienfrevel glaubwürdiger geworden, wenn auch nicht jede Kleinigkeit in der späteren Schilderung stimmen muß. Es könnte auch sein, daß ein Dieb den Kelch in der nahen Kirche gestohlen und die Hostien hier hingeschüttet hätte. Aber es ist weiter zu bedenken, daß im Amt Lauda später keine Juden zugelassen wurden und daß der Stadtrat 1638 gegen die bischöfliche Zuweisung eines Juden protestierte und den Protest mit dem Hostienfrevel jener alten Zeit begründete." (Franz Gehrig, "Allda ist der Leib des Herrn gefunden worden" - Heilig-Grab-Kapelle schon 1300 durch Brief bezeugt, FN 12.3.1986)

Die Nachricht vom Wirken des Königs Armleders verbreitete sich im aufgerührten, wunderschwärmerischen Europa schnell. Schon im September 1336, zwei Monate vor dem Tod des Ritters, informierte der bischöfliche Gesandte Nikolaus den trierischen Notar am päpstlichen Hof in Avignon: "In Franken, und zwar in der Gegend von Bischofsheim, haben sich die Bauern einen König mit Namen Armleder gewählt und sind in großer Zahl, meist zu Fuß, die wenigsten zu Pferd, gegen Dörfer und Städte gezogen und haben dort alle Juden niedergemacht. Zuerst töteten sie alle in Kitzingen, in Ochsenfurt, in Aub, in Mergentheim und in weiteren vier Städten. Sie waren auch vor Würzburg, hier jedoch ohne Erfolg. Dreimal belagerten sie vergeblich Bischofsheim, dort war man jedoch gerüstet. Im Ganzen sollen 1500 Juden umgekommen sein, wie man glaubhaft versichert. Selbst im Erzstift Trier fürchtet man vom besagten König Armleder, er könne mit seinen Aufgebot den Rhein überschreiten" (Zitiert nach: Carlheinz Gräter, Als "König Armleder" die Bauern führte - Ein geheimnisumwitterter Grabstein und die grausamen Judenverfolgungen in Franken. FN 14./15.7.1990) Diese Befürchtung war begründet und wurde auch teils erfüllt. Auch nach dem Tod des Ritters ging der Aufstand und die Judenpogrome weiter und griff auch auf die Wetterau über, auf den Mittelrhein, die Eifel und das Moselgebiet. Ihre Ausläufer erreichten bis 1338 Bayern, Niederösterreich, Kärnten und Böhmen. Für viele deutsche Judengemeinden bedeutete der Armlederaufstand das Ende, zumal noch weitere Pogromwellen folgten.

 

Literatur:

Franz Gehrig, "Allda ist der Leib des Herrn gefunden worden" - Heilig-Grab-Kapelle schon 1300 durch Brief bezeugt, Fränkische Nachrichten (FN) 12. 3. 1986.
Carlheinz Gräter, Als "König Armleder" die Bauern führte - Ein geheimnisumwitterter Grabstein und die grausamen Judenverfolgungen in Franken. Fränkische Nachrichten (FN) 14./15.7.1990.
Helmut Lauf, Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte, Uissigheim 1966.
Dekan Werr, Geschichte des Pfarrdorfes Uissigheim, Tauberbischofsheim 1910.

 

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